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1203 Juni 28. - in Stapin (Tschepine, jetzige Nikolaivorstadt) ante eccl. b. Nicolai.

vig. Pet. et Pauli; duc. a. 2.

Heinrich, Herzog von Schlesien, Sohn des Herzogs Boleslaw, urkundet, zur Ehre Gottes und des hl. Barthol. in Trebnitz ein Nonnenkloster errichtet und demselben sein Gut Trebnitz mit allem Zubehör geschenkt zu haben, desgl. die Peterskapelle allda, deren Patronat ihm zustehe, sammt den Zehnten, unter Zustimmung Bischof Cyprians und des Kapitels. Zu Trebnitz kamen noch einige Dörfer durch Tausch oder Schenkung hinzu, nämlich:
1) das Dorf der Hörigen narochnichi (nach den Stellen in Rzyszczewski u. Muczkowski c. d. Pol. III. 15, 38, 435 hätte man einfach an Leute, die auf grossen (Wald-) Hufen angesiedelt wären, zu denken) Ugrinovo (Pflaumendorf), für welches Leonard, der Anspruch darauf machte, durch Gewährung des Dorfes Lazcovichi (Laskowitz?) und Kamene (Steine bei Ohlau?) entschädigt wurde,
2) Martinovo (Gross-Martinau), durch des Ausstellers Vater von Stephan, dem Sohne des Martin gegen Bliznino bei Lozin (Luzine) gelegen, umgetauscht,
3) Clissovo (Klischau, Kobelwitz nach Stenzel, richtiger nach Häusler ein nicht mehr vorhandenes Dorf bei Pflaumendorf, vergl. o. Nr. 74 und Nr. 78) in verschiedenen Antheilen, theüs von Martin Borisich f. 12 M. Silb. erkauft, theils durch die Söhne des Theodor und die des Stephan und andere Genossen derselben dem hl. Barth. geschenkt, theils durch Tausch von den Mönchen von Leubus gegen Stuchcovo bei Kozi (Koiz), theils durch Abfindung derselben Mönche mit einem Antheil an den narochnichi v. Lebus erlangt, für einen kleinen Theil jenes Dorfes wird auch der Presbyter Bogdan durch 4 Mk. abgefunden,
4) Rozerovo (nach Häusler zwischen Martinau und Maluschütz) durch Eintausch von dem Sandstifte gegen das diesem letzteren entfremdete Gut in Thinchia (Kl.-Tinz b. Breslau),
5) ebenso einen Antheil an Mazlech (Masselwitz) durch Gewährung von Vortheilen an dasselbe Stift,
6) das Dorf des Sohnes des Briccius (Brietzen, 1208 und in No. 127 heisst der S. Johannes) gegen Legche, einen ändern Antheil (1208 Nicolayovo) von Nicol., dem Sohne Gregors gegen Gorezlave (1208 prope Vesnam - Gorschel) sowie einen ändern Antheil (pistoris 1208) eingetauscht. Der Dekan Benicus hat für einen Antheil an Zulizlavich (bei Wischawe) ein Gut bei Sorav (villam aput S. dagegen 1208 sortem nomine S., vielleicht Soravin, Rothsürben) und das bisher dem Vincenzstift gehörige Opatovo (Ottwitz) erhalten, während das letztere Stift an dessen und Zuentech's (Schwentnig Kr. Nimptsch) Stelle Kneynichi bei Zobotisch (Zottwitz), sowie einen Antheil (des Dorfes) des Kämmerers (Vissote 1208) und einen Antheil des Gutes der Falkner (Grünhagen das Dorf der Falkner i. B. Beiträge zu dem ältesten Topogr. Br. No. 2, Abhandlung der vaterländ. Ges. 1866) in Breslau, welches der Jude Joseph (1208 judei Jozeph et Chazkel) besass und eine Fleischbank (mensanxcarnifieii) in Costomlot (Kostenblut) erhalten, vergl. unt. No. 97. Darauf giebt die Urkunde die Lage der 17 durch den herzogl. Namenszug bezeichneten Grenzsteine genauer an. No. l derselben steht da, wo ein Bach entspringt, zwischen den Eichen und dem Dorfe Zulislavich und auf das Dorf zulaufend in einen ändern dem Dorfe sehr nahen Bach mündet, No. 2 an der Quelle des Baches, welcher dasselbe Dorf zur Rechten hat, No. 3 wo die villa Michaelis, das bischöfl. Dorf (Navoyovici in No. 127) u. Rassovo (Raschen) zusammenstossen, No. 4 wo das Dorf des Bischofs, das des Abtes (v. St. Vincenz?) und Raschen zusammentreffen, No. 5 bei der Quelle des Flusses Vesna (Wiese), No. 6 bei der Quelle des Baches bei Brochotino (Brukotschine), No. 7 wo die Dörfer Potrcovichi (Peterwitz), Minichi (Mühnitz), Wgrinovo (Pflaumendorf) mit ihren Grenzen zusammentreffen, No. 8 wo Biscupichi, Covale (Kawallen), Malchovo (Maltschawe) zusammenstossen, No. 10 zwischen Rozerovichi und Repotovichi am Bache, No. 11 zwischen Biscupichi und Rozerowo am Flusse Chachcia (Schätzke), No. 12 an der Quelle des Baches Macolina, No. 13 zwischen Domanovichi (Domnowitz) und dem früher dem Briccius gehörigen Dorfe (Brietzen) am Flusse Sennicha (Zednitz), No. 14 in Gorni an dem Flusse Lubsa zwischen Domanovichi u. Stitkovichi (Schickwitz), No. 15 an der Quelle des Flusses Yuniche zwischen Golendinovo u. Stitkovichi, No. 16 zwischen der Wiese Lubanovo und Golendinovo, No. 17 zwischen Golendinovo und Sulizlavichi und Zudacovo. Von dem ganzen Gebiete innerhalb dieser Grenzen steht der Trebnitzer Kirche der Zehnte in frugibus zu, theils als Pertinenz der Peterskirche, theils in Folge besonderer Schenkung des Bischofs Cyprian, so bei Malussino (Maluschitz) unter Zustimmung des Inhabers dieses Zehnten, des Dechanten Benicus, Rassovo (Raschen) und einem Antheile von Brochotino (Brukotschine). Die letzteren beiden Zehnten gehören zur Pfründe des mag. Otto, der dafür durch Kovale (Kawallen) und Zvantossi entschädigt wurde, welche beiden zur Pfründe des Bernard gehörten, weshalb dieser wiederum dafür und für halb Minichi (Mühnitz - dies ist mit blasserer Dinte in der Urk. darübergeschrieben) von dem Bischöfe Zcoriniche bei Legnich (Liegnitz) empfing. Auch stellt der Herzog das einst zu seines Grossvaters Zeit (vor 1155, vergl. oben No. 40) von Trebnitz auf das Capitelsgut Cirquich (Zirkwitz) übertragene Marktrecht für Trebnitz wieder her, unbeschadet des Zirkwitzer Marktes und gegen eine den Kanonikern gezahlte Entschädigung von 7 M. Silber jährl. Rente vom Breslauer Zolle. Der Münzmeister soll von den auf Trebnitzer Klostergebiet befindlichen Wirthshäusern nur von der Mark je 1 Skot verlangen, (1208 projectis tamen de more denariis), ebenso von den Fleischern. In der Zeit zwischen dem Verrufe der alten und der Annahme der neuen Münze soll der Münzmeister Salz verkaufen dürfen nullis opificibus res suas vendentibus inferens gravamen; (statt der letzten beiden Worte steht 1208 dans pomot, vergl. Tzschoppe und Stenzel S. 11; in der dritten Bestätigung von 1208 fehlt der passus ganz). Alle Einwohner des Klosterbezirks mit Ausnahme der Weinbauern haben die dem Herzog schuldigen Roboten durch 6 Wochen Arbeit in Trebnitz abzumachen, 2 Wochen nach der Osteroktave, 2 nach der Pfingstoktave, 2 vor Martini, im Sommer soll jeder 5 capecias Mandeln) Getr. und 3 Fuder Heu auf den Klosterwiesen mähen und zur Reise des Herzogs sollen sie ins Gesammt 2 Wagen und 2 Wächter stellen, sie sollen von eignem Richter eventuell bei grösseren Sachen in Gegenwart des Herzogs oder des Kastellans von Breslau gerichtet werden. Ferner schenkt der Herzog dem Kloster den Ertrag der Schenke von Birvechnik in Breslau (vergl. Grünhagen in den Beitr. zur ältesten Topographie Breslaus No. 4, Abhandlung der vaterld. Ges. 1866) und von allen herzoglichen Schenken zu Breslau 20 Pfg. pro Woche und ebenso von denen zu Auras (1208 kommen hierzu noch die auf dem Markte zu Trebnitz gelegenen Schenken), ferner das Dorf Cotovichi (Kottwitz) mit dem Fischfange in dem See und dem Fischwehre; die hiesigen vom Herzoge dem Kloster geschenkten Fischer haben diesem jeden Mittwoch einen mit Fischen beschwerten Spiess (was man Mech nennt) zu liefern, desgl. am Freitag und am Sonnabend einen halben, sind aber sonst von aller Steuer und allen Roboten frei, ausser dass sie, wenn der Herzog in der Nähe vorbeireist, 2 Wagen und 2 Wächter zu stellen haben, auch das Geleit zu gewähren so gut wie andere Trebnitzer Klosterleute, doch nur in den Fällen, wo es auch die Leute der Adligen leisten. Von Kottwitz schenkt Bischof Cyprian auch den Zehnten unter Zustimmung des Canonikus Lambert, zu dessen Pfründe derselbe gehörte, und nachdem derselbe als Entschädigung ganz Minich (Mühnitz), welches halb zur Pfründe des Bernard, halb der Trebnitzer Peterskirche gehörte (über Bernard's Entschädigung). Der Herzog schenkt ferner das von ihm selbst umschrittene Ozoroviche (Oderwitz nach dem Landbuche Karl's IV.), dessen zur Marienkirche in Liegnitz gehörigen Zehnten er von dem Liegnitzer Pfarrer Clemens freigemacht unter Entschädigung des Letzteren durch das unter Abfindung seines Besitzers des Ritters Radak erworbene Chinino, wo propter recessum homine der Zehnte ganz in Wegfall gekommen, das aber der Herzog jetzt neu besiedeln soll. Bogumil und Mlodey (Mlady der Jüngere), Söhne des Peter, geben ihr Dorf in der Ebene (in campo Zlesie) Yaxenovo (Jackschönau) dem Kloster unter der Bedingung, dass ihre Grossmutter, die Wittwe des Yaxonius die Nutzniessung lebenslang habe, der Herzog entschädigt sie dafür durch die Gewährung des Dorfes Pirzniche in montibus (Perschnitz nach Häusler).

Z. Cyprian, Bisch, v. Br., Gerard, Abt von St. Vinc., Conrad, Abt von Leubus, Benicus dec., Mart. canc. et mag., Egid. archid., Felix, Mathias, Balduinus, Paul., Pribizl., Mart., Fredricus, Bern., Egid. de Uraz, Franco, Laur. albus, Vratizlav. canonici, die Barone Zicezlaw Kastellan von Beuthen, Andr. Kast. von Glogau, Zobezl. K. von Wartha, Nanker K. von Bunzlau, Steph. K. von Liegnitz, Chastobor K. von Sandewalde, Viszl. K. von Krossen, Potr Unterkämmerer, Zobezl., Unemir, dessen Br., Stepan, Nad .... (zerstörte Schrift), sein Sohn Budivoy, Venemir, sein Br., Jarozlaus dapifer, Predzl. pincerna, Otezlaus Ozemo, Pribizl. agazo, Indrich lictor, Voytech tribunus de Nemchi (Nimptsch), Nicol. Bedrichovich, Janus Janichovich, Dobrogost Gaulovich, Moyek Moycovich, Indrih Ketlich, qui tunc supervenerat, Indrich Borizlach, Dobrogost Venmirovich (wahrscheinlich richtiger Prozimirovich vgl. No. 584), Predzl. (Ja)n fratres ejus. - in Gegenwart des erwählten Bischofs von Bamberg Ekbert und seines Vetters des Propstes Poppo, die mit dem Herzog gracia visitacionis waren. Nachträglich wird noch das Vermächtniss des Gesammtvermögens verzeichnet, welches Stoyca Stoycovich sammt seiner Frau dem Kloster gemacht hat. Dann folgen noch die schon o. zum 13. resp. 22. Januar erwähnten Bestättigungen der Bischöfe Cyprian und Heinrich.


Ein noch durch Stenzel vermittelter bis auf geringfügige Einzelheiten correcter Abdruck des Originals bei Bach Gesch. v. Trebn. S. 195 nebst deutscher Uebersetzung, ungleich fehlerhafter bei Sommersberg I. 815. Von dem angeblichen Or. (Staatsarch. Trebn. 3) wird man mit ziemlicher Bestimmtheit sagen können, dass dasselbe weder der eigentliche Gründungsbrief (vergl. No. 81) noch überhaupt in der Kanzlei des Herzogs entstanden sei. Die Siegel sind sämmtlich unecht, die Schrift ist zwar die jener Zeit aber übereinstimmend mit der entschieden unechten Urk. v. 1208 (No. 127) und zeigt namentlich im Gebrauch der Abkürzungen eine Unsicherheit und Ungleichmässigkeit, wie sie den herzogl. Urkunden sonst fremd ist. Der Historiker von Trebnitz, Häusler, dessen Werk demnächst erscheinen und auch für die Deutung der Ortsnamen voraussichtlich manche Berichtigung bringen wird, vermuthet, die Urkunde sei eine Interpolation einer echten Urk., angefertigt (wohl in dem nahestehenden Cisterzienserkloster zu Leubus) um behufs der päpstl. Confirmation aller Besitzungen (vergl. unt. No. 116) vorgelegt zu werden. Darnach wäre die Interpolation also in den Jahren 1203-1206 entstanden. Es ist übrigens keineswegs unmöglich, dass der thatsächliche Inhalt der Urkunde unanfechtbar ist, und wir wissen wenigstens Nichts davon, dass die hier genannten Besitzungen des Stiftes diesem von irgend einer Seite bestritten worden wären.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 7, 1884; Regesten zur schlesischen Geschichte, Th. 1: Bis zum Jahre 1250. Herausgegeben von Colmar Grünhagen.